Das Feld der rund 385.000 humanmedizinisch tätigen Ärzte in Deutschland bietet Eventplanern zahlreiche Möglichkeiten. Die Berufsordnung der Ärzte schreibt kontinuierliche Fortbildung vor und der Gesetzgeber verlangt den Erwerb von 250 Fortbildungspunkten binnen fünf Jahren. Beschränkt wird der lukrative Markt, den Deloitte 2009 auf 1,3 Mrd. Euro jährlich schätzte, durch die Regeln der Landesärztekammern und des Pharma-Kodex. Wir fassen zusammen, worauf Planer achten sollten, die Apotheker und Ärzte aus Praxen und Krankenhäusern zur Fortbildung einladen.
Eine deutliche Trennung zwischen wissenschaftlich ausgewogener medizinischer Fortbildung auf der einen Seite und der Darstellung der Sponsoren und ihrer Angebote auf der anderen Seite ist im Pharma-Kodex festgeschrieben. Um den wissenschaftlichen Charakter nicht zu gefährden, muss der Tagungsort nach sachlichen Gesichtspunkten wie Erreichbarkeit und dem Fehlen jeglicher Freizeitoptionen ausgewählt werden. (Siehe Fallbeispiel: Tagungsort Prien am Chiemsee zu reizvoll). Der Umfang der Bewirtung auf Kongressen steht in besonderem Fokus (siehe: Aus den Leitlinien des Vorstands des FSA). Ein Rahmenprogramm zur mentalen Erholung darf zeitlich nur sehr eingeschränkt angeboten werden. Die Verteilung von Werbemitteln an teilnehmende Ärzte ist vollständig untersagt.
Fortbildungsverpflichtung: Continuous Medical Education CME
Seit 2004 ist das medizinische Fortbildungswesen reglementiert und wird zunehmend transparenter. Die Landesärztekammern regeln, wie viele Fortbildungspunkte die Teilnehmer medizinischer Events wie Kongresse, Seminare, Übungsgruppen, Kurse, Kolloquien und Qualitätszirkel erhalten. Bis zu acht CME-Punkte sind pro Tag erreichbar. Die Inhalte müssen „frei von wirtschaftlichem Interesse“ sein. Diese Unabhängigkeit wird bei den Ärztekammern der Länder unterstellt. Externe Anbieter müssen sie nachweisen.
Traditionell pflegen die Arzneimittelhersteller einen engen Kontakt zu den Verschreibern und unterstützen zahlreiche Events zur medizinischen Fortbildung finanziell. Neben den Praxisbesuchen sind die Fortbildungsveranstaltungen im Rahmen der Continuous Medical Education CME ein wichtiger Baustein der Beziehungspflege. Durch ihre regelmäßigen Informations- und Fortbildungsveranstaltungen haben die Pharmaunternehmen über viele Jahrzehnte für ein hohes Informationsniveau auf aktuellem Stand der Wissenschaft gesorgt. Um die Ärzte zur Teilnahme zu motivieren, wurde bei einigen Events für etwas höheren Komfort gesorgt.
Dabei soll es früher vorgekommen sein, dass sich Ärzte mit Referenten der Pharmaunternehmen gemütlich zum Kamingespräch im Fünf-Sterne-Skiresort trafen. Der Arzt kam in Begleitung und verbrachte den Tag auf der Skipiste, um sich zwischen Après-Ski und Abendessen über die Innovationen des Sponsors zu informieren. Wie oft Treffen in der Vergangenheit so verliefen, lässt sich kaum feststellen. Aktuell wagt niemand mehr, derartige Events als medizinische Fortbildung zu bezeichnen.
Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e. V. (FSA)
Während die Fortbildungen der Ärztekammern vor allem in eigenen Räumlichkeiten durchgeführt werden, nutzen externe Anbieter neben Klinikräumen und Universitäts-Hörsälen vor allem Hotels und Venues. Die technische Ausstattung funktioniert und das Catering schmeckt den Teilnehmern.
Damit die Kosten im Rahmen bleiben und der wissenschaftliche Charakter ungetrübt bleibt, gründeten einige Mitglieder des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) den Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA). Der FSA mit Sitz in Berlin stellte 2004 den Pharma-Kodex auf und legte fest, wie medizinische Fortbildungen durchzuführen sind. Mittlerweile haben sich 55 pharmazeutische Unternehmen dem FSA angeschlossen und den Kodex für Fachkreise unterzeichnet. Die 55 Unternehmen decken rund drei Viertel des deutschen Marktes für verschreibungspflichtige Medikamente ab. Events, die von Nichtmitgliedern finanziert werden, fallen in der Regel nicht unter den Kodex.
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