Die diesjährigen Fachtage des Verbands für die Kongress- und Tagungswirtschaft führte die Teilnehmer in die „neue“ Filderhalle. Inhaltlich orientierte sich die Veranstaltung an die Ergebnisse der Mitgliederbefragung des Vorjahres. Dabei wünschten sich die Mitglieder in diesem Jahr Themen rund um das weite Feld des Personals.
Dass dieses Thema auch in 2019 ein – fortdauerndes – Trendthema ist, belegt nicht zuletzt die engagierte, mitunter hoch emotional geführte Suche aller in der Veranstaltungswirtschaft wirkenden Akteure nach geeignetem Fachpersonal. Auch die dozierenden Experten der degefest-Veranstaltung besetzten deshalb die Themen „Personal. Ressource. Mensch.“ Im Mittelpunkt standen das Personal-Recruiting, die Veränderungen im Vertrieb durch digitale Tools, die arbeitsrechtlichen Konsequenzen sowie die auch daraus resultierenden Anforderungen an Arbeitgeber und Unternehmen.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Veranstaltungsbranche
Die Experten sind sich einig: Mit Blick auf die wissenschaftlich-technologische Entwicklung ist eine neue Qualität der Digitalisierung absehbar. Dabei schwanken die erwarteten Auswirkungen auf die Arbeitswelt zwischen einerseits düsteren Rationalisierungsszenarien und einem „Ende der Arbeit“ durch den verstärkten Technikeinsatz und einem andererseits optimistischen Zukunftsglauben an neue digital vermittelte Geschäftsmodelle und Möglichkeiten für Wohlstand, Innovation, Beschäftigung und Lebensqualität. Nicht immer jedoch sind die Kausalitäten eindeutig, und es stellt sich die Frage, ob eine bestimmte Entwicklung ursächlich auf der Digitalisierung beruht oder ob eine womöglich schon länger zu beobachtende Tendenz lediglich durch die Digitalisierung beschleunigt und deshalb zu einem weit verbreiteten Phänomen wird. Doch welche Rolle nimmt die Digitalisierung im Personalmanagement der Veranstaltungsbranche ein? Neue Technologien sichern die Entscheidungen im Talentmanagement ab, erleichtern die Arbeit und eröffnen neue Möglichkeiten im Recruiting. Die Zeiten, in denen Unternehmen ein Stellenangebot inseriert und dann Hunderte Bewerbungen erhalten haben, sind vorbei. Einerseits gibt es aufgrund des demographischen Wandels immer weniger Bewerber, die sich auf vakante Stellen bewerben. Andererseits drängen die Digital Natives auf den Arbeitsmarkt. Hochqualifizierte Vertreter der Generationen Y und Z können zwischen mehreren Jobangeboten wählen. Sie sind in der digitalen Welt zu Hause und wollen sich nicht mehr auf klassische Ausschreibungen bewerben. Ihre Erwartungen an das Recruiting sind andere als die älterer Generationen. Aufgrund fehlender Talente und geänderter Erwartungen wird sich in den kommenden Jahren die aktive Ansprache von Potenzialträgern im Social Web als Bestandteil im Prozess der Mitarbeitergewinnung fest etablieren. Getrieben von der Digitalisierung aller Marketingkanäle und immer besser informierten Kunden, haben sich die Märkte stark verändert – und mit ihnen auch die Anforderungen an den Vertriebsmitarbeiter. Wie erfolgreich ein Vertriebler Aufgaben meistert, hängt im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr nur von der Tagesform ab. Digitale Tools können den entscheidenden Vorteil verschaffen.
Mitarbeitergewinnung durch digitale Recruiting-Prozesse und Employer Branding
Bereits zum Start in den Fachtag gab Prof. Dr. Lothar Winnen, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats im degefest, Tipps zur „Mitarbeitergewinnung durch digitale Recruiting-Prozesse und Employer Branding“. Employer Branding ist mittlerweile als wichtiges Thema in deutschen Unternehmen angekommen. Das primäre Motiv ist oftmals die Verbesserung der Bewerbersituation und die Bindung bestehender Arbeitskräfte. „Potentielle neue Mitarbeiter sind wie Kunden, um die man heutzutage aktiv werben muss. Der Arbeitgeber muss seine Vorzüge herausstellen und über digitale Medien wie Karriereseiten und soziale Medien authentisch kommunizieren, um Kandidaten zur Bewerbung zu motivieren. Das Platzieren von bezahlten Stellenanzeigen alleine reicht in den meisten Branchen nicht mehr“, so Prof. Dr. Lothar Winnen.
Wunsch vs. Realität – Nachwuchs und Arbeitgeber im Dialog
Wenn sich Schul- oder Studienabsolventen heute auf die Suche nach einem passenden Arbeitsplatz machen, prallen Erwartungen und Hoffnungen oft auf eine völlig andere Realität. Welche Erwartungen bringen junge Nachwuchskräfte mit, wenn sie nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium endlich in den Beruf starten wollen und wie können sich die Arbeitgeber darauf einstellen? Unsere moderierte Interviewrunde mit den drei Studentinnen Lea Steinhauer, Jana Hünig und Janina Hartung sowie den beiden degefest-Mitgliedern Gerald Schölzel vom Kloster Seeon, Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern, sowie Sabine Möller, CPH Hotelmarketing, lieferte dazu in einer interessanten Diskussion neue Erkenntnisse und viel Verständnis für beide Seiten. Lea Steinhauer, ehemalige Studentin der Dualen Hochschule Ravensburg, fasst die Erkenntnisse wie folgt zusammen: „Nach unserer Diskussion wurde mir klar, dass die Bedürfnisse der Routiniers von den Wünschen der Berufseinsteiger kaum abweichen. Lob und Anerkennung beflügeln schließlich jeden Einzelnen. Grundsätzlich sind wir bereit Leistung zu erbringen, wünschen uns jedoch ein entsprechendes Entgegenkommen von Seiten der Unternehmen.“
Mitarbeitermanagement und Arbeitsrechtliches in der digitalen Welt
Themen, die durch das degefest-Vorstandsmitglied Markus Weidner, ein ausgewiesener Experte für Führungsqualität und Service, und durch den Verbandsjuristen Martin Leber, von unterschiedlichen Standpunkten vertieft wurden. Die Halbwertszeit ihres Wissens und ihrer Kompetenzen verkürzt sich durch die Digitalisierung dramatisch. Unternehmen sind dazu gezwungen, sich mit rasantem Tempo zu wandeln, neue Geschäftsmodelle, Strukturen, Prozesse und Arbeitskulturen zu erfinden und umzusetzen. Die digitale Arbeitswelt stellt wiederum auch neue Herausforderungen an das Arbeitsrecht.
Best Practicer in den Workshops
Im Workshop von Kristian Straub, Direktor Marketing und Verkauf der Lufthansa Seeheim GmbH, gingen die Teilnehmer auf die unterschiedlichen Anforderungen des idealen Vertriebsmitarbeiters ein. Welches Knowhow kann und muss hier heutzutage vorausgesetzt werden und welche Tools können beim Vertrieb hilfreich sein? Kristian Straub zieht folgendes Resümee: „Unsere Branche benötigt einen gut ausgebildeten und erfahrenen Face to Face Vertrieb, denn ohne den direkten Kontakt geht es nicht. Die Digitalisierung ist in der Branche angekommen, muss jedoch noch effizienter eingesetzt werden. Ein regelmäßiger Austausch zu Erfahrungswerten im degefest – so wie bei den Fachtagen 2019 umfangreich geschehen- ist notwendig.“
Im zweiten Workshop von Prof. Dr. Lothar Winnen ging es um die inhaltlichen Anforderungen an die perfekte Arbeitgeber-Website für den Karrierebereich. Es wurden konkrete Themen und Inhalte erarbeitet, die auf jede Unternehmens-Website gehören.
Im Workshop „Visionäres / Adaptives aus anderen Personal-Managementbereichen“ von Christoph Lütke-Stetzkamp, Head of Recruiting & Sourcing bei der Innogy SE, wurde ein Blick über den Tellerrand der Veranstaltungsbranche gewagt. Welche Wege gehen andere Branchen z.B. aus der Industrie, um gutes und qualifiziertes Personal zu finden und auch zu halten? Interessante Einblicke aus dem Unternehmen Innogy (Tochterunternehmen des Energiekonzerns RWE) wurden den Teilnehmern hier geboten.
Vorstellung der „neuen“ Filderhalle
Die degefest-Fachtage fanden in den neuen Räumen der erweiterten Filderhalle statt, in der den Teilnehmern alle neuen Möglichkeiten eines modernen Veranstaltungszentrums präsentiert wurden. Nils Jakoby, Geschäftsführer der Filderhalle und langjähriges degefest-Vorstandsmitglied, ließ es sich nicht nehmen, allen Teilnehmern auch einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.
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