Post-Convention-Touren extrem wichtig für Südafrika

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Viel Platz für Großkongresse: Das Convention-Center von Kapstadt, Foto: South African National Convention Bureau

Südafrika gilt als sicheres Land für Tagungen. Trotzdem wollen das der CEO von South African Tourism Thulani Nzima und Amanda Kotze-Nhlapo, neue Direktorin des South African National Convention Bureau (SANCB), nicht herausgestellt wissen. Warum sie das tun, wann Business-Destinations beim Buyer als sicher gelten und warum Südafrika ganz besondere Venues für alle MICE-Aktivitäten hat, äußern sie im Interview mit Convention International während der IMEX in Frankfurt.

Es gibt Kongresse, vor allem medizinische, die rotieren um die Welt. Sie finden zumeist in zweijährigem Abstand statt – und dann immer in einem anderen Kontinent. Südafrika ist für diese Kongressorganisatoren die Nummer eins auf dem afrikanischen Kontinent. Haben Sie Wettbewerber?

Amanda Kotze-Nhlapo: Ja, Nairobi; die Kenianer sind Nummer zwei auf unserem Kontinent. Sie waren Gastgeber von rund 50 Großkongressen. Uns ist es vergangenes Jahr gelungen, 118 dieser Veranstaltungen anzulocken.

Thulani Nzima: Manchmal sehen sich Dubai oder der Rest der Vereinigten Arabischen Emirate als Afrika und sie bewerben sich für medizinische Großkongresse. Dann sind sie auch Wettbewerber.

Südafrika gilt als sicherer Ort. Stellen Sie das als Unique Selling Proposition (USP) in Ihrer Ansprache an die Buyer heraus?

Thulani Nzima: Nein, wir verkaufen das Land nicht als sicher. Wenn nur ein einziger Vorfall in den internationalen Medien bekannt wird, dann ist die Empörung groß: Wie könnt Ihr so etwas behaupten, heißt es dann. Unser Erfolg im Leisure- wie im Tagungs- und Business-Tourismus spricht für sich selbst. Wenn die Menschen Angst hätten, kämen sie nicht. Hier in Frankfurt oder in London und in New York gibt es Kriminalität. Die, die reisen, wissen das.

Okay, Kapstadt und Durban gelten als einigermaßen sichere Städte. Aber wagt sich ein Tagungsteilnehmer momentan wirklich nach Nairobi?

Thulani Nzima: Was in Nairobi geschah, war keine Kriminalität, sondern Terrorismus. Kein Verantwortlicher einer Business-Destination kann sagen, wir sind immun gegen Terroristen. Terrorismus kennt keine Grenzen. Wenn Tagungsreisende in die USA reisen, haben Sie auch keine Angst vor Terrorismus. Aber es ist das einzige Land der Welt, in dem Terroristen Flugzeuge in Hochhäuser gejagt haben.

Warum fliegen also MICE-Reisende trotzdem in die USA?

Thulani Nzima: Weil Tagungsreisende das Gefühl haben, Amerika tut genug, um Terroristen fernzuhalten.

Amanda Kotze-Nhlapo: Als am 21. September vergangenen Jahres das Shopping-Zentrum in Nairobi von Terroristen überfallen wurde und das 67 Menschen das Leben kostete, riefen uns drei Meetingplaner an und fragten uns, ob sie ihre Konferenzen absagen sollten. Ich sagte ihnen, das Shopping-Center ist erstens außerhalb der Stadt. Zweitens sehr weit weg vom Convention-Center. Und das sage ich, weil ich wirklich davon überzeugt bin. Was aber auch wichtig zu erwähnen ist: Wir afrikanischen Länder helfen uns gegenseitig, wichtige Conventions nach Afrika zu holen. Es gibt bei jedem afrikanischen Großkongress ein riesiges Aufgebot an Security. Afrika ist ein sicherer Kontinent für MICE.

Lassen Sie uns über erfreulichere Dinge sprechen. Ihr Plan ist es, Meeting- und Kongressreisende während ihrer Dienstreise von Südafrika als Destination zu überzeugen. Richtig?

Amanda Kotze-Nhlapo: Genau! Wir haben deswegen Umfragen gemacht. 45 Prozent aller Delegierten eines Kongresses in Südafrika kamen in den darauf folgenden fünf Jahren. Etwa 40 Prozent der Delegierten brachten weitere Geschäftsreisende in unser Land. Was auch interessant ist: Mehr als 90 Prozent aller Kongress-Touristen hängen eine zwei- bis dreitägige Post-Convention-Tour an den Kongress an. So verbringt also ein Kongressreisender insgesamt sieben bis neun Tage in Südafrika. Für uns als Convention-Büro ist es deswegen extrem wichtig, Tagungsplaner auch bei der Organisation von Post-Convention-Tours zu unterstützen.

Gibt es Zahlen, wie viel das MICE-Geschäft in Relation zum gesamten Tourismus hergibt?

Amanda Kotze-Nhlapo:35 Prozent aller Ankünfte sind MICE-Reisende.

Wenn Sie Delegierte von medizinischen Großkongressen willkommen heißen, sind das
ja nicht nur Europäer.

Amanda Kotze-Nhlapo: Vor allem die Delegierten aus den Neuen Märkten wie zum Beispiel Indien, China oder Brasilien sind sehr interessant für uns. Weil sie wiederum Touristen bringen, die ohne den vorhergegangenen Kongress nie gekommen wären.

Thulani Nzima: Was wir Ihre Lesern noch wissen lassen wollen: Wir können Conventions inmitten einer einzigartigen Natur anbieten. Wir können ein Konferenzen-Erlebnis Mitten im Busch verkaufen. Wir können eine MICE-Veranstaltung direkt an einem historischen Ort stattfinden lassen, der an die Gefühle eines jeden Delegierten appelliert. Im Weinanbaugebiet Stellenbosch unweit Kapstadts haben wir auch eine renommierte Universität. Hier können wir MICE-Reisende mit profilierten südafrikanischen Wissenschaftlern zusammenbringen.

Die Fragen stellte Thomas Grether, mehr Informationen zur Destination Südafrika finden Sie in unserem Magazin.