Die Tagungshotellerie trägt weiterhin maßgeblich zum stabilen Wachstum des Berliner MICE-Marktes bei. Laut Kongress-Statistik vom Visit Berlin Convention Office legte im ersten Halbjahr 2014 die Zahl der Hotelveranstaltungen um 1,9 Prozent zu und die Teilnehmerzahlen stiegen um zwei Prozent. Diskussionen warf dagegen eine Nachricht auf, die gleich zum Jahresauftakt durch die Medien ging: Danach mussten für den Zeitraum zwischen 2014 und 2018 bereits 32 Großveranstaltungen mit jeweils mehr als 2.000 Teilnehmern mangels Kapazitäten im neuen City Cube abgesagt werden – darunter 17 Kongresse mit mehr als 5.000 Teilnehmern! In der Analyse kommt TNS Infratest zu dem Schluss, dass in Berlin schlichtweg mehr Platzbedarf für Großveranstaltungen ab 2.000 Teilnehmern besteht. Das Marktforschungsinstitut bemängelt, dass der City Cube drei Monate im Jahr von der Messe fest belegt sei.
Großveranstaltungen abgesagt — City-Cube-Kapazität gering
Kongressveranstalter sehen sich gezwungen, auf andere Städte auszuweichen. Die Marktstudie entstand übrigens im Auftrag der Messe und Visit Berlin. Sie empfiehlt eine Erweiterung der Kapazitäten, damit Berlin auf dem Markt großer Kongresse nicht das Nachsehen hat. Wer auf Wachstum im MICE-Bereich setzt, kann sich Absagen gegenüber Kongressveranstaltern nicht leisten.
„Für die wichtige Säule Kongresse wird zu wenig getan“, bemängelt auch Bernhard Dohne, Regionaldirektor bei den Maritim Hotels Berlin. Kurz gesagt: „Das ICC fehlt!“ Auch wenn Franziska Schewe, Marketing Managerin im Hotel Berlin, Berlin konkrete Beispiele für weniger Kongressgäste im eigenen Haus bislang nicht vorliegen, sieht sie doch durch die Schließung des ICC Auswirkungen auf die Hotellerie insgesamt. Erst recht, wenn durch mangelnde Kapazitäten im City Cube „weniger Kongresse in die Stadt kommen, weil viele Zeiträume schon von der Messe Berlin belegt sind“, kritisiert sie.
Für den internationalen Messe- und Kongressstandort Berlin ist nach Ansicht von Ernst Weiler, Assistant Director of Sales im Radisson Blu Hotel Berlin, die Schließung des ICC ein herber Schlag. „Der Neubau des City Cubes kann leider nicht alle Kongresse des ICC aufnehmen, sodass es hier einen erheblichen Kapazitätsengpass gibt.“ Aus Sicht der Hotellerie sei diese Entwicklung mehr als nur bedauerlich, da besonders die internationalen Kongressgäste mit ihrer hohen Kaufkraft einen interessanten Gästekreis darstellen. „Hier ist der Berliner Senat gefordert, so rasch wie möglich über einen adäquaten Ersatz in Form eines neuen Kongresszentrums zu sorgen.“ Dass die Streuweite der im ICC stattgefundenen Kongresse zu gering war, um nach Berlin Mitte vorzudringen, befindet Sebastian Ömer, General Manager im Arcotel John F Berlin. „Dennoch bedauern wir die Schließung des traditionsreichen Kongresszentrums am Funkturm und hoffen weiterhin auf internationale Tagungsgäste in Berlin.“
Zumindest in der Tagungshotellerie scheint sich der Boom unverdrossen fortzusetzen. Klares Indiz dafür sind die zahlreichen Wieder- und Neueröffnungen von Hotels mit Veranstaltungsflächen. Im Herbst 2014 eröffnete bereits das Scandic Berlin Kurfürstendamm und löste hier den Alsterhof ab. „Bis zur ITB haben wir auch die siebte Etage für Konferenzen saniert“, erläutert Steffen Seichter, Director Sales & Marketing bei Scandic Hotels. Künftig gibt es hier einen großen Tagungsbereich mit 180 Quadratmeter anstelle der vier kleinen Konferenzräume. Das altehrwürdige -Hotel Zoo Berlin mit seinen 145 Zimmern am Kurfürstendamm hat nach umfangreicher Renovierung ebenfalls wieder eröffnet. Vier Tagungsräume für bis zu 130 Personen stehen zur Verfügung.
Im Jahr 2015 zahlreiche Neueröffnungen
Das laufende Jahr ist gekennzeichnet durch zahlreiche Neueröffnungen: Den Anfang macht das Titanic Deluxe Hotel der türkischen Aygün-Hotelgruppe. Das ehemalige Magazingebäude und Kostümhaus der Deutschen Staatsoper am Gendarmenmarkt wurde denkmalgerecht zum Fünf-Sterne-Haus umgebaut. Auf sechs Etagen finden sich 208 Zimmer und Suiten, ein 1.000-Quadratmeter-Spa-Bereich sowie ein 100 Quadratmeter großer Tagungsbereich. Herzstück ist der 300 Quadratmeter große Ballsaal, der über eine weitläufige Marmortreppe erreichbar ist. Im Herbst geht noch das Titanic Business Berlin in der Chaussee-straße an den Start: 389 Zimmer, ein 1.800 Quadratmeter großer Ballsaal und 15 Konferenzräume prädestinieren die Immobilie als Tagungshotel. Sechs Konferenzräume für bis zu 840 Personen sowie 357 Zimmer offeriert das spanische Riu Plaza Hotel, das im ehemaligen Philips-Hochhaus an der Urania in Schöneberg eröffnet. Die Berliner Amano-Gruppe errichtet bis zum Sommer das Hotel Amano Grand Central mit 250 Zimmern und Konferenzräumen gegenüber dem Hauptbahnhof in der Europa-city. Highlight ist eine 300 Quadratmeter große, üppig bepflanzte Dachterrasse mit Sky-Bar in der sechsten Etage.
Von Bernhard Brügger
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