Die deutschen Unternehmen haben im Jahr 2016 für ihre Geschäftsreisen so viel ausgegeben wie noch nie. Wie die aktuelle VDR-Geschäftsreiseanalyse 2017 belegt, stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent und erreichten damit einen Wert von 51,6 Milliarden Euro. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 11,3 Millionen Geschäftsreisende (+2,3 Prozent) und 183,4 Millionen Geschäftsreisen (+0,4 Prozent). Die heute in Frankfurt vorgestellte VDR-Geschäftsreiseanalyse spiegelt das Reiseverhalten deutscher Unternehmen im Jahr 2016 wider. Geschäftsreisen gelten als sensibles Pendel für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.
„Die im vergangenen Jahr erreichten Höchstwerte bei Ausgaben, Zahl der Reisenden und Übernachtungen spiegeln einmal mehr die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wider. Ökonomische Trends und Erwartungen für die Zukunft lassen sich anhand der Mobilität deutscher Unternehmen interpretieren. Die Studie zeigt zudem, dass Themen wie Sharing Economy, Sicherheit, neue Mobilitätskonzepte und Nachhaltigkeit stärker als bisher die Agenden der Geschäftsreiseverantwortlichen bestimmen“, erläutert VDR-Vizepräsident Ralph Rettig.
Immer mehr Geschäftsreisende
Die persönliche Begegnung bleibt auch in Zeiten virtueller Meetings wertvoll. Dank starker Beschäftigungslage und mehr mobiler Arbeitnehmer stieg die Zahl der Geschäftsreisenden 2016 auf einen neuen Rekordwert: Aus deutschen Betrieben waren 11,3 Millionen Mitarbeiter dienstlich unterwegs. Der Trend in Unternehmen, anteilig mehr Mitarbeiter auf Geschäftsreise zu senden, hält an. Während im Jahr 2010 nur etwa jeder vierte Beschäftigte dienstlich auf Reisen ging, ist es heute in den größeren Unternehmen fast die Hälfte der Belegschaft.
Neuer Rekord auch bei Übernachtungen – Bedenken bei Sharing Economy
Ein Rekordjahr nach dem anderen: Für den Beherbergungsbereich war auch 2016 ein sehr erfolgreiches Jahr – es wurden 74,3 Millionen geschäftliche Buchungen von deutschen Betrieben verzeichnet, was einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 9,9 Prozent entspricht. Geschäftsreisende aus allen Betriebsgrößen haben mehr übernachtet. Insbesondere größere Unternehmen waren öfter mehrtägig unterwegs.
Inländische Beherbergungsbetriebe profitierten erneut überproportional von diesem Wachstum: Während die Anzahl der Inlandsübernachtungen deutscher Betriebe im Jahr 2016 auf 56,3 Millionen stieg, blieben Auslandsübernachtungen auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Sharing-Economy-Angebote im Übernachtungsbereich werden von Geschäftsreise-verantwortlichen noch mehrheitlich abgelehnt. Sicherheits-, Haftungs- und versicherungs-rechtliche Fragen waren im Vorjahr für deutsche Unternehmen die Hauptgründe, diese Angebote nicht zu buchen.
Ausgaben für Geschäftsreisen sind Investitionen – Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert
Geschäftsreisen bleiben Wertschöpfungsfaktor und Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – vor allem, weil die meisten Geschäftsreisen schon immer im Inland stattfinden. Über alle Unternehmensgrößen hinweg haben Reisen innerhalb Deutschlands im vergangenen Jahr noch weiter an Gewicht gewonnen, so dass sogar 90 Prozent der Reisen kleiner und mittelständischer Unternehmen im eigenen Land blieben.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert hiervon in vielerlei Hinsicht: Durch die Auslastung von Übernachtungs- und Transportkapazitäten sowie weiteren reisebezogenen Serviceleistungen werden Arbeitsplätze regional und saisonal unabhängig gesichert. Und die Destination Deutschland bleibt mit Hilfe von Geschäftsreisen flächendeckend attraktiv: Qualitativ hochwertige Infrastruktur und Dienstleistungen können zu international wettbewerbsfähigen Preisen auch für Urlaubsreisende aus dem In- und Ausland angeboten werden.
Flug: Geringes Vertrauen in Integrität bei der Datennutzung
45 Prozent der Geschäftsreiseverantwortlichen aus Unternehmen, die Flüge für ihre Geschäftsreisenden buchen, befürchten, dass Buchungsdaten auch für andere Zwecke genutzt werden, als zur reinen Vertragserfüllung. Für den VDR ergibt sich daraus die Forderung nach vollumfänglicher Transparenz bei allen Prozessen der Datenverarbeitung von Firmen- und Mitarbeiterdaten. Außerdem müssen die Grundsätze der Zweckbindung, Datensparsamkeit und Löschungsfristen beim Umgang mit Wirtschaftsdaten berücksichtigt werden.
Ökonomie trifft Ökologie – Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Von 2009 bis 2012 war die Anzahl der im Business-Travel-Bereich ökologisch und sozial aktiven Betriebe von rund 45.000 nur moderat auf circa 60.000 gestiegen. Heute verfolgen etwa 140.000 Betriebe diese Prinzipien. Nachhaltigkeit wird als strategischer Ansatz für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen immer wichtiger, denn ökonomische und ökologische Ziele lassen sich verbinden: Die Wahl des Verkehrsmittels oder die Vermeidung und Substitution von Geschäftsreisen mit virtuellen Meetings helfen, neben CO2, auch direkte Kosten einzusparen.
Ausblick auf 2018
Waren die Planungen der Geschäftsreiseverantwortlichen im Vorjahr von Konsolidierung und punktueller Zurückhaltung geprägt, scheint die Stimmung in Teilbereichen wieder ins Positive zu schwenken: Für das Jahr 2018 rechnen die meisten wieder mit gleichbleibenden bis steigenden Reiseaktivitäten. Inlandsreisen bleiben das Rückgrat deutscher Geschäftsreisetätigkeit. Infolge der globalen politisch-wirtschaftlichen Großwetterlage sind Aussagen über die Entwicklung in der nahen Zukunft insgesamt etwas schwieriger geworden. Der Anteil derjenigen, die lieber noch keine Vorhersage treffen, ist insbesondere in kleineren Unternehmen gestiegen.
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