Soft Skills stehen über Technik-Wissen
Über ähnliche Erfahrungen berichtet auch Keynote-Speakerin Christiane Brandes-Visbeck, die in der Vergangenheit über viele Jahre bei verschiedenen Medien wie Focus, RTL und ZDF tätig war. Ende der 1990er Jahre spürt sie die Faszination der Neuen Medien und ihre digitalen Möglichkeiten. 2004 gründet sie die Kommunikationsagentur „Ahoi Consulting“. Als Unternehmensberaterin, Kommunikationstrainerin und PR-Expertin gibt sie ihre Erfahrungen weiter. Ihr Ziel ist es, Unternehmen und Organisationen in der unübersichtlich gewordenen Welt der analogen und digitalen Kommunikation Orientierung zu bieten. Dies beschreiben auch ihre Bücher „Fit für New Work“, „Netzwerk schlägt Hierarchie“ und „Digitale Transformation“. Ihre Ideen von Führung auf Augenhöhe und einer positiven Fehlerkultur hat sie in der Praxis erprobt. Ihr Konzept des Digital Leadership setzt Soft Skills über Kenntnisse und lebt ein verantwortungsbewusstes Miteinander-Arbeiten.
An diesen Ideen lässt sie die Zuhörer des DigiDay teilhaben. „Chefs aus der Hölle nennen wir diejenigen, die sich im Büro im Keller vergraben, weil sie sich nicht umstellen können auf die neue Welt und ihre Mitarbeiter damit allein lassen“, sagt sie. „Aber diejenigen, die sich auf die Heldenreise wagen, von der bekannten in die neue Welt, werden als Digital Hero gefeiert“. Diese neue Umgebung bezeichnet sie als VUKA Welt: volatil, unsicher, komplex, ambivalent. „Die digitale Revolution kommt und sie wird bleiben. Menschen müssen ihre Denkweise anpassen. Ein Digital Hero sagt immer: ‚wir schaffen das‘, er gibt nicht auf, sondern nimmt die New Work als Herausforderung an. Digital Heroes arbeiten strategisch, intuitiv, digital.“ Die Veränderungen beginnen bereits beim Networking. Wurde früher mit einer ausgewählten Gruppe kommuniziert, weitet sich heute das Netzwerk auf unterschiedlichste Menschen aus den verschiedensten Branchen aus.“
Besonders betont sie, dass Digital Heroes mit Werten wie Hilfsbereitschaft leben. Alle Menschen werden mitgenommen, unter Rücksichtnahme auf diejenigen, die noch nicht „digital ready“ sind. Dazu gehört auch eine positive Grundstimmung. Leider herrscht in Deutschland in vielen Bereichen eine negative Einstellung: Es wird gestöhnt und oft nur das Schlechte in allem gesehen. Dieses Verhalten stellt ein kulturbildendes Element dar, das Gemeinsamkeiten schafft, denn auf negative Äußerungen wird oft mit Zustimmung reagiert. Die New Work legt den Fokus auf eine zuversichtliche Grundstimmung. Lustige Apps, die positives Karma verbreiten, Mediationen anbieten oder (wie in Schweden) sogar zum gemeinsamen Singen animieren, sind bei „New Workern“ voll im Trend.
Was Digital Leadership auszeichnet
Christiane Brandes-Visbeck nennt fünf Merkmale des Digital Leadership:
#1 Innovativ sein: sich trauen, etwas zu verändern. Auch sich selbst.
#2 Disruptiv sein: Menschen zugewandt sein, weniger Hierarchie und Bürokratie aufbauen.
#3 Mutig sein: Führung bedeutet auch, Vorbild zu sein. „Collaboration“ lautet das Stichwort, das bedeutet, die Expertise aller einzubinden, denn zusammen sind wir besser als einer allein.
#4 Sozial kompetent sein: Antworten geben auf die Frage: „what’s in it for me?“ getreu nach dem Motto: wenn Du zu viele Zitronen bekommst, mach Limonade daraus.
#5 Entschlossen sein. Optimistisch und hartnäckig seine Ziele verfolgen.
Digital Leadership bedeutet auch, über den Tellerrand hinaus zu blicken, neue Methoden und Kulturen zu entwickeln. Sie nennt als Beispiel der verpassten Chance den Untergang der einstigen Weltleitmesse Cebit. „Sie hat verloren, weil sie ausschließlich umsatz- und zahlenorientiert agierte. Mit mehr Mindset und Orientierung auf die Bedürfnisse der Menschen hätte sie den Turnaround schaffen können.“
Doch was bedeutet Mindset? In drei parallel verlaufenden Workshops sollen die drei wichtigsten Skills der digitalen Welt erarbeitet werden ─ unter vollem Körpereinsatz, zum Beispiel mit dem gemeinschaftlichen Aufbau eines Lego-Bauwerks.
Die drei Digital Skills: Mindset, Skillset, Toolset
1. Mindset: Die wohl wichtigste Eigenschaft beschreibt die Haltung und die Einstellung, mit der man in die digitale Arbeitswelt eintritt.
Step 1: Offen sein für Veränderungen.
2. Skillset: Meint die eigenen digitalen Fähigkeiten, zum Beispiel die Bereitschaft, zu kooperieren.
Step 2: Die persönlichen Skills einsetzen und weiter ausbauen.
3. Toolset: Die technische Orientierung in der neuen Welt: das Verstehen, wie Menschen in der digitalen Welt leben möchten und ihnen und sich selbst die Angst vor TechTools nehmen
Step 3: Die richtigen TechTools erkennen und einsetzen