Fachkräftemangel bremst Erholung der Eventbranche

Kaum fällt die Maskenpflicht, zieht es die Menschen wieder in die Clubs, an Konzerte und Events. Die Besucherinnen und Besucher müssen dabei längere Wartezeiten für Einlass oder Service in Kauf nehmen und sich mit einem kleineren Veranstaltungsangebot zufriedengeben. Denn über ein Viertel der Fachkräfte ist während der Corona-Krise in andere Branchen abgewandert und viele Dienstleister und Zulieferer mussten Insolvenz anmelden. Um dem Fachkräftemangel in der Eventbranche zu begegnen, fordert Prof. Dr. Bernd Schabbing von der International School of Management (ISM) an der Prolight & Sound Messe in Frankfurt deshalb einen Strategiewechsel der Branche.

ISM
Prof. Dr. Bernd Schabbing unterrichtet seit 2011 Tourismus- und Eventmanagement an der ISM. Vor seiner Tätigkeit als Hochschullehrer war er im Stadtmarketing und Eventmanagement von Städten und Regionen aktiv – unter anderem in Münster, Lübeck und dem Teutoburger Wald. Als Sprecher des Qualitätszirkels Veranstaltungs- und Eventstudium ist ihm der Austausch zwischen Forschung und Praxis ein wichtiges Anliegen.

Für die Event- und Gastro-Branche ist die nun schnell steigende Nachfrage nach Freizeitangeboten Segen und Fluch zugleich. Nach zwei Jahren Pandemie fehlt es am nötigen Personal; rund ein Viertel der Fachkräfte ist in andere Branchen abgewandert. Zudem musste eine größere Zahl von Dienstleistern ihr Geschäft aufgeben.

Was muss die Branche also tun, um für Fachkräfte wieder attraktiv zu werden? Professor Dr. Bernd Schabbing unterrichtet Eventmanagement und Tourismus an der International School of Management. Der Experte verweist in einem Vortrag auf der Eventmesse Prolight & Sound in Frankfurt auf die Ergebnisse von zwei Studien: Befragt wurden sowohl Arbeitgeber aus der Eventwirtschaft als auch Absolventinnen und Absolventen über ihren Berufseinstieg in die Eventbranche. Dabei zeigt sich, dass das Problem nicht nur das schlechte Gehalt, die hohen Arbeitsanforderungen bezüglich Überstunden sowie die Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit ist. Sondern es hakt auch grundsätzlich am Image der Branche als wenig wertschätzender Arbeitgeber. Diese Faktoren haben viele Menschen in der Branche schon vor Corona belastet – und auch dafür gesorgt, dass Absolventen dem Berufseinstieg zurückhaltend gegenüberstehen.

Aus Sicht des ISM-Experten Schabbing sind die heute so akut auftretenden Probleme demnach hausgemacht: „Die Branche muss dringend ihr schlechtes Image als Arbeitgeber loswerden – und die Kunden müssen bereit sein, marktfähige Preise für die Leistungen der Eventwirtschaft zu zahlen. Sonst wird der Neustart jetzt im Sommer für Teile der Branche ein echtes Problem.“

Dabei gibt es in der Eventwirtschaft durchaus Anzeichen für einen Sinneswandel. „Das schlechte Image, das der Branche anhaftet, ist stellenweise veraltet. Denn gerade die Corona-Krise hat in der Eventbranche viel bewegt und einige Akteure arbeiten bereits sehr vorbildlich trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen.“ So bieten immer mehr Eventagenturen und Dienstleister leistungsgerechte Bezahlung, Überstunden- und Zeitausgleich für Sonderschichten. Auch das Bewusstsein für ein gutes Arbeitsklima, motivierende Führungskräfte, laufende Aus- und Weiterbildungen sowie passende Benefits für Mitarbeiter ist bei den Arbeitgebern deutlich gestiegen.

Einen möglichen Grund dafür sieht Schabbing im wachsenden Einfluss der Generation Y. Seit 2020 stellen die Jahrgänge 1980-2000 die Mehrzahl der Arbeitnehmer. Auch die von ihm vorgestellte Studie zeigt, dass die Generationen Y und Z höhere Ansprüche an die Unternehmen mit Blick auf Work-Life-Balance und Entlohnung stellen. Allerdings hinkt das schlechte Image der Branche diesen Veränderungen immer noch hinterher. „Nach wie vor gibt es auch zu viele Arbeitgeber, die nicht erkannt haben, dass sie sich auch den Erwartungen der potenziellen Mitarbeitenden anpassen müssen – und sich nicht nur dem kostenbezogenen Druck der Auftraggeber beugen sollten. Und: es dauert, bis sich der Imagewandel, wenn man ihn denn einleitet, dann auch rumspricht. Gerade deshalb ist nun keine Zeit mehr zu verlieren.“