„Wir haben nicht Wochen oder Monate, wir haben Tage!“, so unser Bundesminister für Wirtschaft Peter Altmaier. Seit dieser Aussage ist nun wieder eine Woche vergangen und es ist festzustellen, dass der „Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen“ am 13. März enorm schnell durchgewunken wurde, wofür die Bundesregierung großes Lob verdient. Was jedoch auch deutlich wird: die von unserem Bundesfinanzminister Olaf Scholz viel zitierte „Bazooka“ hat extreme Ladehemmungen. Bisher ist nichts angekommen wie jetzt die aktuelle Umfrage des Verbandes der Veranstaltungsorganisatoren e. V. (VDVO) nachweist.
Es lässt sich nicht mehr leugnen: nicht nur die Beschäftigten und Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft haben existenzielle Ängste. Die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie haben große Teile unserer Wirtschaft erfasst und Deutschland steht vor der größten, ordnungspolitischen Herausforderung seit Ende des zweiten Weltkrieges. Der VDVO steht jeden Tag mit Dutzenden von Unternehmerinnen und Unternehmern in Kontakt und hinterfragt bei den zuständigen Förderbanken sowie der Bundesagentur für Arbeit den Status Quo der Lage. Hierbei werden zwei Dinge leider deutlich. Einerseits sind die betreffenden Institutionen völlig überlastet und können die Flut an Anfragen nicht mehr managen und andererseits, wenn man die Möglichkeit hat mit Vertretern von Banken und Förderstellen zu sprechen, besteht auch auf deren Seite große Unwissenheit, wie der Schutzschild überhaupt umgesetzt werden soll.
Doch sollte man der Bundesregierung nicht mehr Zeit geben, die notwendigen Schritte gut überlegt umzusetzen und wird durch permanenten Aufbau von Druck die Panik nicht noch geschürt? „Ganz im Gegenteil!“, sagt Bernd Fritzges, Vorstandsvorsitzender vom Verband der Veranstaltungsorganisatoren und erklärt auch warum: „Panik entsteht gerade dadurch, wenn die Menschen nicht mehr glauben, dass ihnen geholfen werden kann. Der Schutzschild war das erste und richtige Zeichen, die Menschen zu beruhigen und zu signalisieren, dass sie nicht im Stich gelassen werden. Was seitdem jedoch fehlt, sind die Umsetzer.“, fordert Fritzges und ergänzt: „Es muss jedem auch klar sein, dass zur Verfügungstellung von Liquiditätshilfen Europäisches und Nationales Recht in dieser Notsituation gebrochen werden muss und wir uns hinterher über die Konsequenzen Gedanken machen können. Es scheint nur keiner, den ersten Schritt zu wagen.“
Worauf der VDVO-Mann anspielt sind die Eigenkapital- und Ratingvorschriften der EU, die für alle Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute gesetzlich vorgeschrieben sind. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Schutzschild bisher nicht aufgeht, die Bazooka nicht feuern kann, da die Banken überhaupt nicht in der Lage sind, selbst wenn sie wollten, in dieser Situation zu helfen.
Mit der VDVO-Umfrage „Wie viel Hilfe kam schon an?“, steht ein erster Überblick zur Verfügung, wieviel Liquidität die Veranstaltungsbranche benötigt und wieviel bereits ankam.
Nach Einschätzung der Befragten besitzen die Anbieter wie Hotels, Locations und Dienstleister einen Kapitalbedarf in durchschnittlicher Höhe von ca. 283.000 Euro zum Überwinden der Krise. Veranstaltungsplaner aus Unternehmen 138.000 und Organisatoren aus Agenturen 124.000 Euro. Dabei ist festzuhalten, dass 16,3% der Veranstaltungsplaner aus Unternehmen, 4,5% Planer aus Agenturen und nur 1,5% der Anbieter gar keine Hilfe benötigen.
Dass der größere Teil noch keine Fördermittel beantragt hat, liegt sicherlich auch an der Verunsicherung oder fehlenden Klarheit, was beantragt werden soll. Was ebenfalls deutlich wird: Es werden Fördermittel und nicht Kredite gefordert, wobei auch gerade mehr als jeder zweite Anbieter angibt „egal Hauptsache Liquidität“. In der Freitextangabe liest man oft den Wunsch nach Sofortmaßnahmen, die so allmählich auch von den Ländern umgesetzt werden, allen voran Bayern. Erschreckend, jedoch auch zu erwarten ist, dass bisher nichts angekommen ist. Lediglich zwei der mehr als 400 Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie bereits 15 bzw. 200 Tausend Euro Fördermittel erhalten haben.
Doch was bedeutet das jetzt? Bernd Fritzges: „Am 11. März schrieb mir Florian Neuhann vom ZDF-Hauptstadtstudio, dass die Große Koalition sich zu der gewagten Ansage verleiten ließ, möglichst kein Arbeitsplatz solle wegen dieser Krise wegfallen, möglichst kein Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. An diesem Versprechen muss man sie in der Praxis nun messen und ich soll ihn informieren, wenn ich andere Erkenntnisse habe. Daher hoffe ich, dass die Bundesregierung jetzt ins Doing kommt und ich nicht von massenhaft anderen Erkenntnissen berichten muss.“
Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie unter www.coronavirus.vdvo.de