Beschreiben Sie uns Ihre jetzige Position und den Weg, der Sie dorthin geführt hat.
Nach meinem Bachelor of Arts (BA) an der Auckland University in Neuseeland begann ich meine Karriere als Director of Sales & Marketing zunächst im Sheraton Mirage Resort and Spa, Gold Coast, Queensland, Australien, gefolgt vom Sheraton Grande Laguna Phuket, Thailand. Danach war ich sechs Jahre lang als Regional Director of Marketing bei Starwood tätig und betreute 12 Hotels in Südostasien, später 16 Starwood Hotels & Resorts in Australien, Neuseeland, Fidschi, Vanuatu und Neukaledonien. Im Anschluss folgten zwei Jahre als General Manager im St. Regis Hotel in Shanghai und dann zwei Jahre lang Vice President Sales, Europe, Africa, Middle East bei Starwood in Brüssel. Danach wechselte ich zu Kempinski Hotels als Vice President Sales & Marketing China mit Sitz in Peking, bevor ich als Vice President Sales & Marketing, FRHI Hotels Europe (Fairmont, Raffles und Swissôtel) nach Zürich in die Schweiz wechselte. Im Jahr 2016 kam ich als Senior Vice President Business Development mit Sitz in Genf wieder zu Kempinski und wurde ein Jahr später zum Mitglied der Geschäftsleitung ernannt.
Was macht die MICE-Branche für Sie besonders spannend?
Auch wenn viele in MICE einen spezialisierten Nischenmarkt sehen, ist es für uns in der Luxushotellerie ein extrem wichtiges Business, Konferenzen, Seminare und andere Veranstaltungen für unsere Kunden zu organisieren und auszurichten. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt von dem maßgeschneiderten logistischen Management hinter den Kulissen und wie unsere Teams jede Art von Herausforderungen rund um diese sehr anspruchsvollen Events meistern.
Wo sehen Sie innerhalb der Branche die größten Hürden für Frauen?
Ehrlich gesagt habe ich nie solche Barrieren erlebt. Mir wurden immer wieder neue Möglichkeiten an der Seite von dynamischen Frauen und Männern eröffnet. Vielleicht ging man in Australien und im Pazific positiver mit dem Ganzen um, aber selbst als weibliche Hoteldirektorin in Shanghai habe ich mich immer respektiert und gleichwertig mit den männlichen Kollegen gefühlt und sehr viel Kameradschaft in der Zusammenarbeit erlebt. Wahrscheinlich ist für viele Frauen die Herausforderung, Kinder, Haushalt und Karriere unter einen Hut zu bringen, insbesondere bei den sehr langen Arbeitszeiten in der Hotellerie, eine große Herausforderung.
Hatten Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn mit Vorurteilen zu kämpfen?
Eigentlich nicht, selbst als meine Zwillinge vor 22 Jahren zur Welt kamen, hatte ich sehr viel Unterstützung von meinen Arbeitgebern und konnte oftmals auch von zu Hause arbeiten. Das war damals sicherlich nicht die Norm und hat mir auch später geholfen, wieder voll und ganz in den Beruf einzusteigen.
Wie würden Sie selbst ihren Führungsstil beschreiben und was ist Ihnen dabei wichtig?
Ich bin sehr gerne Mentorin für meine Mitarbeiter, baue voll auf Vertrauen und bin sehr nahbar. Mikromanagement ist nicht mein Fall und heute, nach 30 Jahren ist es für mich sehr erfüllend, Teams der jüngeren Generation zu führen.
Wer hat Sie auf Ihrem bisherigen (Lebens-) Weg inspiriert?
Ich hatte sehr gute weibliche und männ- liche Mentoren, zum Beispiel Jennifer Fox, die gerade zum CEO von Millenium und Copthorne Hotels ernannt wurde. Sehr inspirierend waren für mich auch all die verschiedenen Kulturen, in denen ich in Vietnam, China oder Thailand gearbeitet habe, und die Integration, wie dort Fami- lien in den Arbeitsalltag eingebunden wird, hat mich stets begeistert.
Was würden Sie Kolleginnen am Anfang ihrer Karriere mit auf den Weg geben?
Natürlich müssen immer mal wieder Opfer gebracht werden, aber man sollte sich weibliche oder männliche Vorbilder/Mentoren suchen und sich an ihnen orientieren oder mit ihnen austauschen. Immer Vertrauen in sich selbst haben, aber kein aggressives Verhalten an den Tag legen. Augen und Ohren offenhalten, von allen lernen und alles in sich aufsaugen.
Aus welchen Vorteilen, die Frauen zugesprochen werden und am Arbeitsplatz von Nutzen sind, sollten wir alle mehr machen?
Frauen können sich mit ihrem Stil viel besser an die verschiedensten Situationen anpassen und man sollte sich stets flexibel zeigen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht immer machbar ist.
Warum reden wir immer noch über die Geschlechterungleicheit bei der Arbeit? Und warum scheint dieses Thema jetzt eine so starke Kraft zu haben, vielleicht stärker als je zuvor?
Gleichheit der Geschlechter wird oft als Luxusaspekt in guten Zeiten gehandelt, aber wird total vernachlässigt oder aufgegeben in harten Zeiten. Für viele ein „nice to have“, aber kein zentrales Anliegen vieler Organisationen. Zum Glück haben wir dieses Problem bei Kempinski Hotels nicht.