Zuckerbrot, Peitsche und Corona

Es Bedarf einiges damit ein Mensch den gewohnten Weg verlässt und sich auf Änderungen einlässt. Bequemlichkeit, unkalkulierbares Risiko, zu erbringende Anstrengungen, all dies nur einige Punkte warum es nicht klappt mit der Willenskraft. Denken Sie nur an die jährlichen, guten Vorsätze für das neue Jahr.

Anlass und Motivation für Veränderung lassen sich auf zwei Faktoren zurückführen: Zuckerbrot und Peitsche. Das Zuckerbrot lockt zu den positiven Veränderungen, den persönlichen Vorteilen des neuen Weges, die dazu motivieren sich auf Neues einzulassen. Die Peitsche steht symbolisch für den Schmerz der derzeitigen Situation und begründet so die Motivation von der Befreiung dieses Gefühls.

Diese Aufzählung muss seit Beginn 2020 ergänzt werden und zwar durch Corona! Corona, als dritter Faktor der Grundlage zur Veränderung. Je länger die Krise anhält und unseren neuen Alltag darstellt, desto mehr zeigt sich wie viele Branchen, besonders auch die Gastronomie, in zwei Lager verfallen. Das eine Lager, welches sich damit beschäftigt vorherzusagen, wann wieder alles wie immer läuft und wie man diese Zeit überbrückt und das andere Lager, welches sich innovativ und kreativ auf die neue Wirklichkeit einstellt.

Eine der nachhaltigsten Veränderungen wird das Thema Digitalisierung in den Branchen spielen. Besonders in der Gastronomie muss man sich jedoch vor blindem Aktionismus in Acht nehmen. Trotz aller Digitalisierung geht es hier noch immer darum, an erster Stelle Gastlichkeit zu bieten. Dies ist ein weitgefächerter Begriff und kann in den unterschiedlichen Produkten völlig anders ausgelegt werden.

Es gilt also zunächst, ein Digitalisierungskonzept zu entwickelt. Die digitale Unterstützung muss gewährleisten, dass der Gast weiterhin das Gasterlebnis bekommt, welches er erwartet. Es geht darum, Standardprozesse auf Systeme auszulagern, um sich hier Freiräume für zum Beispiel den Gastkontakt zu schaffen, Mitarbeiter mit Informationen oder Training zu versorgen, um kompetent die Umsatzquellen auszunutzen oder auch in Zeiten von Kurzarbeit und Abstandsregeln eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung gewährleisten zu können.

Da Digitalisierung in aller Munde ist und auch politisch hoch aufgehängt wird, ist es besonders wichtig bei Anbietern genau hinzusehen. Hinterfragen Sie das Geschäftsmodell. Handelt es sich z.B. um Start-Up- Unternehmen, dessen Ziel ein Exit ist und das mehr Zeit damit verbringt Investoren zu suchen, als sich um das eigene Produkt zu kümmern? Vielleicht verfolgen Sie die Höhle der Löwen? Das Entertainment der Pitches ist spannend, erschreckend jedoch zu sehen, dass viele Firmen eine schlechte Wette für die Investoren waren, weil sie nicht überleben. Ebenfalls sollten Sie darauf achten, dass Produkte nicht von Förderprogrammen leben. Diese Produkte werden häufig eingestellt, wenn die Förderung ausläuft. So entpuppt sich der kurzfristige Preisvorteil als langfristig teures Experiment.

So kompliziert dies klingt, so einfach ist es, die richtigen Anforderungen und Prioritäten zu finden. Nutzen Sie die Kompetenz, die Sie auch in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat – Ihre Neugierde und der Fokus auf die Zielkreise. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, Gäste und Lieferanten, analysieren Sie Gastbeschwerden und Schwachstellen. Die so entstehende Liste durchleuchten Sie nach drei Kriterien und beantworten sich die Frage:

„Welchen Einfluss hat eine digitale Umstellung in diesem Bereich auf a) Umsatz, b) Kosteneinsparung und c) das Gasterlebnis?“. Dies hilft Ihnen die richtigen Prioritäten zu setzen und ein entsprechendes Konzept zu erstellen, welches Ihren Bedürfnissen gerecht wird und welches zu Ihrer individuellen Situation passt. Sie haben nun die Grundlage geschaffen, entsprechende Angebote zu finden, bzw. sich fachliche Unterstützung z. B. durch geförderte Beratungen durch ein RKW Kompetenzzentrum zu sichern. Sie sehen, es gibt keinen Grund zu großen Respekt vor der Digitalisierung zu haben, packen Sie es an, die Zukunft wird es Ihnen danken.